Agnelli-Clan stärkt Einfluss auf Fiat - ftd.de, 10.09.08
John Elkann, der 32-jährige Enkel des Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli, strafft die Organisation des Familienbesitzes. Die von ihm geführten Holdings Ifi und Ifil fusionieren - der Einfluss der Agnellis auf Fiat wächst.
"Das Geschäft trägt dazu bei, die gegenwärtige Organisation der Gruppe zu verbessern", heißt es in einer Mitteilung vom späten Montagabend. Die Agnelli-Familie baut so ihre Kontrolle auf eine 30-Prozent-Beteiligung am Fiat-Konzern deutlich aus.
Der Schritt zeigt die starke Rolle Elkanns im Agnelli-Geflecht. Er wird als Präsident das neue Unternehmen führen. Als er vor vier Monaten bereits denselben Posten bei der mächtigen Ifil-Holding von Gianluigi Gabetti übernommen hatte, war das als Zeichen gewertet worden, dass er nach Jahren der Lehrzeit bei den Agnelli-Erben nun auch in der Öffentlichkeit eine leitende Funktion übernehmen soll. Eine Führungsperson vermisste die Familie seit dem Tod Gianni Agnellis.
Fiat nahm die Ankündigung der Fusion positiv auf. "Das ist ein wichtiges Zeichen des Vertrauens", sagte Fiat-Präsident Luca di Montezemolo am Dienstag zu den Auswirkungen auf den italienischen Autokonzern. Der Autobauer hat sich in den vergangenen drei Jahren von einer Krise erholt und zuletzt mit guten Halbjahreszahlen überrascht. Die Fiat-Aktie stieg am Dienstag um bis zu 3,9 Prozent.
Das 1919 gegründete Agnelli-Unternehmen Ifil gehört zu den wichtigsten Holdings in Italien. Ifil hält neben einer Beteiligung an Fiat, wozu auch die Marken Ferrari, Lancia und Alfa Romeo gehören, etwa auch Anteile am Fußballklub Juventus Turin, der Banca Leonardo, der US-Immobilienfirma Cushman & Wakefield sowie Intesa Sanpaolo.
Der Schritt war schon länger erwartet worden. Der 83-jährige Ex-Ifil-Präsident Gabetti sagte bereits bei mehreren Gelegenheiten, man prüfe eine Fusion, sobald die Fiat-Aktie auf gutem Kurs, die Führung der Agnelli-Familie geklärt und das Marktumfeld günstig seien.
Analysten erwarten nicht, dass die Agnelli-Erben künftig stärker operativ bei Fiat eingreifen werden. Die Familie werde allerdings mehr von Dividenden profitieren, die sie fortan nicht mehr so sehr mit fremden Aktionären teilen müsse. Außerdem könne der Aktientitel zulegen, der den Experten zufolge wegen der komplizierten Holdingstrukturen mit Abschlag gehandelt wurde. Der Titel von Ifil stieg am Dienstag stark an, die Ifi-Aktie fiel hingegen.
Die Übernahme wird durch einen Aktientausch erfolgen. Für jede Ifil-Aktie erhalten Anleger 0,265 Aktien von Ifi. Das Angebot wird nur ein Drittel der Ifil-Anleger betreffen, da sich das Unternehmen zu knapp 70 Prozent im Ifi-Besitz befindet. Das fusionierte Unternehmen wird wiederum zu 59,2 Prozent im Besitz der Giovanni Agnelli Holding sein, in der rund 90 Familienmitglieder organisiert sind. Der bisherige Ifil-Chef Carlo Sant'Albano wird die operative Führung übernehmen. Das Geschäft soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden.