Fiat zeigt Interesse an Autodesigner - ftd.de, 15.07.2009
Der Chef des italienischen Autoherstellers träumt von einem weltweiten Firmenimperium. Jüngst fädelte Sergio Marchionne erfolgreich eine Fusion mit dem US-Unternehmen Chrysler ein. Aber auch kleine Firmen, die für seine Pläne hilfreich sein könnten, sind willkommen.
Der italienische Autobauer Fiat will weitere Produktionskapazitäten zukaufen. Das insolvente Traditionsunternehmen lockt eine Reihe von Käufern. Ein Konzernsprecher bestätigte, dass Fiat Interesse an den "industriellen Geschäften" des unter Gläubigerschutz stehenden Autodesigners Bertone angemeldet hat.
Fiat erwartet, dass das zuständige Gericht binnen zehn Tagen über diese erste Interessenbekundung entscheiden wird. Bis dahin will sich der Konzern nicht zu den konkreten Plänen äußern.
Das Interesse signalisiert Fiat in einer Zeit, in der der Konzern mit Gewerkschaften und Regierung über die Zukunft der Werke in Italien verhandelt. Fiat will etwa in einem sizilianischen Werk 2011 die Autoproduktion beenden. Konzernchef Sergio Marchionne hatte mehrfach Überkapazitäten als Grundproblem der Autobranche bezeichnet.
Bertone war im Jahr 1912 gegründet worden. Die Produktionskapazität liegt bei 40.000 Pkw pro Jahr. Das Unternehmen beschäftigt noch rund 1000 Mitarbeiter.
Gewerkschafter reagierten verwundert auf Fiats Interesse an Bertone. "Die Umkehr von Fiat ist merkwürdig", sagt Giorgio Airaudo, Chef der Gewerkschaft Fiom in Turin. Er brachte die Möglichkeit ins Spiel, das sich Fiat damit in den laufenden Opel-Verkaufsverhandlungen ins Spiel bringen will. Bertone hatte in den vergangenen Jahren etwa den Opel Astra produziert.
Bertones Geschäftsmodell steckt europaweit in der Krise, da Konzerne dazu übergehen, Autos auch in kleinen Serien selbst herzustellen. So meldete im April der deutsche Karosseriebauer Karmann Insolvenz an. Der Turiner Rivale Pininfarina will mit dem Bau eines Elektroautos wieder Fuß fassen. Auch die französische Firma Heuliez ist in Not.
Italienischen Presseberichten zufolge liegen mehrere Gebot für Bertone vor. Demnach haben der ehemalige Manager von Telecom Italia, Giandomenico Rossignolo, der Geschäftsmann Domenico Reviglio sowie Lilli Bertone, die Ehefrau des Firmengründers Nuccio Bertone, Angebote abgegeben.
Netter Lapsus: "Lilli Bertone, Ehefrau des Gründers." Bertone wurde aber 1912 gegründet - wie alt muß die Gute dann sein?! Lilli ist die Ehefrau von Nuccio Bertone, dem Sohn des Gründers Giovanni Bertone.