Marchionne mimt den Weihnachtsmann - ftd.de, 26.12.2010
Eine Woche vor der geplanten Aufspaltung des Konzerns hat sich der italienische Autobauer mit den Gewerkschaften auf ein Sparprogramm geeinigt. Die Arbeitnehmer versprachen Fiat, sich künftig auf flexiblere Arbeitszeiten einzulassen.
Das Management will dafür 1 Mrd. Euro in das Stammwerk Mirafiori in Turin investieren. "Das ist das beste Weihnachtsgeschenk, das wir unseren Mitarbeitern machen können", sagte Fiat-Chef Sergio Marchionne.
Der Plan ist Teil des Versuchs von Fiat , drastisch Kosten einzusparen. Im kommenden Jahr wird die hoch lukrative Industriesparte, zu der Bau- und Landmaschinenhersteller CNH sowie Lkw-Bauer Iveco zählen, separat an der Mailänder Börse notieren. Das stark kapitalintensive sowie wenig profitable Autogeschäft wird dann auf eigenen Füßen stehen müssen.
Es ist das zweite Abkommen dieser Art, das Fiat in diesem Jahr mit den Gewerkschaften schließt. Schon im Frühsommer hatten sich Fiat und die Arbeitnehmer auf eine flexiblere Produktion in einem Werk in Pomigliano geeinigt. Im Gegenzug sagte Fiat zu, dort den neuen Panda zu produzieren, der Ende 2011 in den Verkauf geht. Abkommen für drei weitere Werke in Italien sollen folgen. Fiat bietet Investitionen von 20 Mrd. Euro bis Ende 2014 als Gegenleistungen an.
Marchionne hatte die Arbeitnehmer unter massiven Druck gesetzt, das Abkommen noch bis Weihnachten zu verabschieden. Er wollte so vermeiden, dass die neue Fiat-Aktie im kommenden Jahr wegen der unklaren Produktionsbedingungen mit Kursabschlägen startet. Das Investitionsprojekt sei von "hoher Bedeutung, damit Fiat strukturell die Profitabilität verbessern kann", schreiben Analysten von Mediobanca.
Italien ist als Absatzmarkt für Fiat zwar bedeutend, doch die Produktion ist dort wenig effizient. Die Herstellungskosten pro Fahrzeug liegen in Italien deutlich höher als in hochmodernen Werken in Brasilien und Polen.
Marchionne hat deswegen mehrfach gedroht, die Produktion in Italien zu beenden, sollten Gewerkschaften nicht zu Zugeständnissen bereit sein.
Die Einigung macht den Weg frei für eine intensivere Kooperation mit US-Partner Chrysler, mit dem Fiat das Werk Mirafiori gemeinsam betrieben will. Marchionne möchte den Anteil an Chrysler bis Ende 2011 von 20 auf 35 Prozent steigern und später die Mehrheit zu kaufen.
Fiat hat die Investitionen 2010 stark gedrosselt. Das wirkt positiv auf das Ergebnis: Der Umsatz wird über 55 Mrd. Euro liegen, der operative Gewinn vor Sondereffekten über 2 Mrd. Euro und unterm Strich wird Fiat 400 Mio. Euro verdienen, kündigte Marchionne bei einer Weihnachtsfeier der Fiat-Führungskräfte an.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »schneemann« (27. Dezember 2010, 22:53)