Vollbremsung bei FiatChrysler - boerse.ard.de, 07.02.2019
Der italienisch-amerikanische Autobauer hat das vierte Quartal mit kräftigen Zuwächsen abgeschlossen. Für das laufende Jahr zeigt sich FiatChrysler deutlich vorsichtiger. Die Anleger reagieren entsetzt.
Was ist plötzlich los bei FiatChrysler? Die Aktien rauschen am frühen Nachmittag um über zehn Prozent in die Tiefe und wurden zeitweise an der Mailänder Börse vom Handel ausgesetzt. Die Kursverluste von FiatChrysler zogen den gesamten Autosektor mit nach unten. Die deutschen Autoaktien gaben ebenfalls deutlich nach.
Kaum noch Wachstum 2019?
Der Autobauer hat die Anleger mit einem überraschend schwachen Ausblick verschreckt. Für das laufende Jahr stellte FiatChrysler nur ein schwaches Gewinnwachstum in Aussicht. Das operative Ergebnis (Ebit) soll 2019 auf mehr als 6,7 Milliarden Euro zulegen - unter Ausklammerung des Zulieferers Magneti Marelli, der verkauft werden soll. Analysten hatten sich deutlich mehr, nämlich rund 7,3 Milliarden Euro ausgerechnet.
Sorgen bei Investoren löste auch die Prognose beim Barmittelzufluss für das laufende Jahr aus. Mit 1,5 Milliarden Euro soll dieser deutlich unter den 4,4 Milliarden liegen, die Ende 2018 in den Büchern standen. Grund sind hohe Investitionen sowie Ausgaben im Zusammenhang der Beilegung des Streits in den USA über zu hohe Abgasemissionen.
So mancher Branchenexperte dürfte sich fragen, warum FiatChrysler im ersten Jahr nach dem Tod von Firmenlenker Sergio Marchionne vom Gaspedal geht. Im vierten Quartal 2018 lief es nämlich noch rund für die Italiener. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 30,6 Milliarden Euro, obwohl weniger Autos ausgeliefert wurden.
Starkes viertes Quartal
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis zog um sieben Prozent auf über zwei Milliarden Euro an. Unterm Strich verdiente FiatChrysler sogar 61 Prozent mehr, nämlich 1,29 Milliarden Euro. Das hängt allerdings mit Steuereffekten zusammen. Im Gesamtjahr 2018 fuhr der weltweit siebtgrößte Autobauer ein operatives Ergebnis von 6,7 Milliarden Euro ein.
Der Ausblick für das laufende Jahr nährt Zweifel, dass Fiat Chrysler die noch vom früheren Konzernchef Marchionne gemachten langfristigen Versprechen einlösen kann. Der Ende Juli 2018 verstorbene Marchionne hatte für 2020 ein bereinigtes Ebit in einer Spanne zwischen 9,2 und 10,4 Milliarden Euro prognostiziert.
Offen für Partnerschaften
Marchionnes Nachfolger, Mike Manley, geht auf Brautschau. Fiat Chrysler sei offen für Partnerschaften, um die eigenen Stärken zu ergänzen, erklärte er bei der Präsentation der Jahresbilanz.